Selbstmanagement ist so individuell wie ein Fingerabdruck

Wenn wir einmal ehrlich sind, leben wir gerade schon in einer leicht schizophrenen Gesellschaft. Einerseits sprechen wir ständig über die eigene Individualität und gleichzeitig gibt es riesige Diskussionen, wenn jemand nicht in eine Schublade passt. Und im Selbstmanagement gibt es gefühlt nur noch Time Blocking oder Pareto  und Online Kurse, die alle Teilnehmer über einen Kamm scheren. Wie kann das sein, wenn es beim Selbstmanagement vor allem um eines geht: DICH! 

Selbstmanagement ist nicht nur eine Methode, um Aufgaben zu erledigen, sondern eine Haltung, die Dich in den Mittelpunkt stellt. Dazu ist gestern auch noch ein Video auf meinem Youtube Kanal online gegangen. Schau vorbei.

Aber was bedeutet das denn jetzt oder ist das nur blabla – wir schauen es uns an:

  1. Deine Werte: Gerade dieser Punkt ist oft schwer fassbar, weil er für viele wenig greifbar ist. Deine Werte sind die Dinge, die Dir besonders wichtig sind, also Deine Lebensausrichtung. Naturgemäß unterscheiden sich die Werte der Menschen, jedoch gesellen sich oft Menschen mit gleichen oder ähnlichen Werten dann wieder zusammen, einfach weil sie ähnliche Ziele haben. Ich bin zum Beispiel eine Macherin, die unheimlich gerne ihre eigenen Grenzen überwindet und dafür viel Freiheit/Spielraum benötigt. Viele, die sich für mein Coaching entscheiden, sind in einem ähnlichen Bereich unterwegs, einfach weil sie sich durch meine Inhalte eher angesprochen fühlen. Also noch einmal kurz: Deine Werte geben Deinem Leben, und damit auch Deinen Zielen, eine Richtung. 
  2. Deine Bedürfnisse: Entsprechend Deiner Werte hast Du auch eigene Bedürfnisse. In der Regel korrespondieren die Werte und Bedürfnisse. Mir als Macherin ist es in den meisten Fällen ziemlich egal, was andere Menschen über mich denken. Dafür habe ich schlicht keine Zeit, wenn diese Menschen nicht zu meinem engeren Kreis gehören. Andererseits benötige ich ziemlich viel Schlaf und immer wieder Zeit mit mir alleine in der Natur, um aufzutanken. Und alle Aktivitäten, die nichts mit Leistung zu tun haben, fallen mir unfassbar schwer. Dadurch entspanne ich besser beim Bergsteigen als beim Yoga und mache lieber ein hartes Kraft- oder Cardiotraining als täglich 10.000 Schritte zu sammeln. Dieses Wissen um die eigenen Bedürfnisse ist sehr wichtig, damit Du auch den nötigen Ausgleich zu Deinen Zielen finden kannst. Denn Balance ist wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein. 
  3. Deine Stärken: Stärken auszubauen ist in den meisten Fällen sehr viel effizienter als Schwächen abzubauen. Mal ganz offen gesprochen, Du suchst Dir ja keinen Job, in dem Du zu 90 % Dinge tun musst, die im Bereich Deiner Schwächen liegen. Du übst den Job aus, der Dir am meisten liegt. Was interessieren Dich da Deine Schwächen? Und auch im Privaten ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass Du eine Partnerschaft eingehst, in der beide exakt die gleichen Stärken und Schwächen haben. In der Regel kann man sich hier gegenseitig ergänzen. Viel wichtiger ist es, dass Du Deine wirklichen Stärken kennst, nicht die, die Du meinst zu haben. Und danach genau diese Stärken weiter auszubauen und darin richtig gut zu werden. Denn das ist Dein Alleinstellungsmerkmal.

 

Selbstmanagement ist mehr als nur To-do-Listen 

Es gibt so unfassbar viele Methoden im Selbstmanagement. Das beginnt bei der Organisation über Zeitmanagement, Glaubenssätze und Gedankenhygiene, Fortschrittsmessung, Gewohnheiten und Systeme bis hin zu komplementären Optimierungen und auch jetzt haben wir nur einen Bruchteil angeschnitten, der zum Selbstmanagement gehört. Die Kunst ist nicht eine der Methoden umzusetzen. 

Viel wichtiger ist es, erst einmal den richtigen Mix für Dich zu finden. Und das kann ganz schön viel Zeit in Anspruch nehmen. Im Coaching machen wir das sehr strukturiert und gemeinsam, so geht es deutlich schneller. Aber wenn es blöd läuft kannst Du hier richtig viel Zeit und Energie versenken. 

Doch ich nehme Dir gleich noch eine Illusion: Egal wie Du das Thema Selbstmanagement angehst, Du wirst nie ein fertiges System haben, dass Du dann bis ans Ende Deines Lebens perfektionieren kannst. 

 

Selbstmanagement ist ein kontinuierlicher Prozess 

Das, worauf Du wetten kannst, ist die Veränderung. Die ganze Welt verändert sich ständig, mal im Kleinen, mal im Großen. Diese Veränderungen betreffen Dich direkt, indirekt oder gar nicht. Aber auch Du veränderst Dich. Das ist so und Du kannst es jetzt gut oder schlecht finden, es ist Realität. Und genau deshalb kann es gar nicht sein, dass Dein Selbstmanagement irgendwann einmal fertig wird. Und ich persönlich finde, das macht das Thema gleich noch einmal spannender. 

 

Zeit für ein Beispiel aus der Praxis von Anna (Anonymisiert – “Anna” steht für verschiedene Klientinnen und Klienten die ich bereits im Coaching begleitet und unterstützt habe)

Annas Wunsch: Anna war in ihrem Job sehr unzufrieden. Sie fühlte sich unterfordert und gleichzeitig total gestresst. Eigentlich waren ihre Aufgaben organisatorisch keine Herausforderung und sie zweifelte immer mehr an sich selbst, weil sie sich diesen dennoch immer weniger gewachsen fühlte. 

Vorgehen im Coaching: Wir analysierten Annas Werte, Bedürfnisse und Stärken. Und schon nach kurzer Zeit wurde Anna klar, dass hier irgendetwas komplett falsch lief. 

Ergebnis: Anna verglich ihre persönlichen Ergebnisse, nämlich das Bedürfnis von viel Flexibilität und den Wunsch, einen relevanten Unterschied für andere Menschen zu machen, sprich wirkliche und sinnstiftende Ergebnisse zu liefern, mit den Rahmenbedingungen ihrer Stelle. Sofort war klar, dass ihr Job einfach vorne und hinten nicht mit ihren Werten übereinstimmte. 

Anna reflektierte über die nächsten Wochen, wie ihr Traumjob sein sollte und bewarb sich schon bald um eine Stelle als Projektleitung in einer Non-Profit Gesellschaft. Das Gefühl, dort genau richtig zu sein, stellte sich bereits in der ersten Arbeitswoche ein und entlastete Anna enorm, da mit dem Wechsel auch ein Großteil ihrer Selbstzweifel verschwand. 

 

Ein Impuls für Dich

Alleine, für sich selbst, eine Wertanalyse durchzuführen, ist gar nicht so einfach. Hier helfen einfach die Perspektiven von außen. Aber versuch es einmal. Beginne damit, Deine Stärken aufzuschreiben und jeweils auf einer Skala von 1 bis 10 (1=niedrig bis 10=Experte) einzuschätzen. Anschließend tust Du selbiges mit Deinen Bedürfnissen. Wenn Dir beide Ergebnisse vorliegen, kannst Du versuchen, nach den Werten zu suchen, die sich in Deinen Stärken und Bedürfnissen widerspiegeln. Bleibe danach aufmerksam und überprüfe immer wieder, ob Du in Deinem Alltag weitere Belege für die Werte lieferst, die Du entdeckt hast. Demnächst werden wir über Ziele sprechen und genau dann ist auch der richtige Zeitpunkt aus Deinen Werten, Bedürfnissen und Stärken, Deine Ziele abzuleiten. 

 

Fazit

Selbstmanagement ist kein Egoismus, sondern eine Investition in Dich selbst. Indem Du Dich selbst besser kennst, kannst Du ein für Dich passendes Selbstmanagement aufbauen und damit Deine Ziele erreichen. Aber Achtung, das hat durchaus ein gewisses Suchtpotenzial 😉

Hast Du Dir schon einmal Gedanken über Deine Werte, Bedürfnisse und Stärken gemacht und welche sind Deine Werte? Schreib es mir in den Kommentaren, denn das finde ich wahnsinnig spannend.