Deine Zieldefinition kann mehr
Alle Jahre wieder… Gerade redet jeder von Zielen und Vorsätzen für das neue Jahr. Ziele für die Karriere, Ziele für die Freizeit oder Ziele für die Familie. Wir machen das oft sehr spontan oder übernehmen sogar nur diejenigen, die wir uns schon seit Jahren setzen und doch nie erreichen. Doch Zieldefinition ist mehr als nur einen Wunsch aufzuschreiben.
Dabei hat ein Ziel viele Funktionen. Es gibt eine Richtung vor, macht Wünsche greifbar und konkret, gibt unseren Träumen eine Deadline und motiviert im besten Fall. Wenn wir über Zieldefinition sprechen, stolpern wir häufig über die SMART Formel. Jetzt mal ganz ehrlich, unter uns beiden. Wenn sie funktionieren würde, warum gibt es dann so viele Ziele, die bereits nach wenigen Wochen vergessen oder über Bord geworfen werden? Und genau deshalb schauen wir uns heute einen, aus meiner Sicht, besseren Weg an.
Es ist Zeit die SMART Formel anzupassen!
Am bekanntesten ist bei der Zieldefinition wohl die SMART Formel, mit der ich zum Teil so meine Probleme habe. Warum, wieso, weshalb und was ich anders machen würde, gehen wir jetzt einmal gemeinsam durch.
SMART steht für spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Mein erster Kritikpunkt hier ist, dass die SMART Formel aus dem Unternehmenskontext kommt und damit nicht wirklich für den privaten Gebrauch maßgeschneidert ist. Deshalb machen wir uns das ganze jetzt einfach passend.
Spezifisch: Du bist ein Mensch, keine Maschine. Deshalb funktionierst Du nicht nur auf der rationalen Ebene. Ein Ziel kann unspezifisch sein, aber Du verbindest direkt eine große, motivierende Emotion. Das kann ein Ziel sehr wertvoll machen, auch wenn es nicht bis ins kleinste Detail spezifisch ist. Wichtig ist, dass es möglichst genau beschreibt, was Du erreichen willst. Hier bin ich noch recht nah an der SMART Formel, würde Dir aber auch die eine oder andere Ungenauigkeit erlauben, denn Ziele können sich ja auch verändern oder mitwachsen. Das macht ein Ziel dennoch wertvoll. Der Mindeststandard muss jedoch sein, dass Dein Ziel eine klare Richtung vorgibt.
Messbar: Stellen wir uns einmal vor, Du hast Dir das Ziel gesetzt, einen 5 km Lauf in 50 Minuten zu schaffen. Und was machst Du jetzt, wenn Du nach langer Vorbereitung an einem Wettkampf teilnimmst und 51 Minuten brauchst, damit aber mehr als glücklich bist, weil der Lauf gut lief und Du Dich durch und durch gut gefühlt hast? Und das ist jetzt ein Beispiel, in dem die Messbarkeit gegeben und leicht überprüfbar ist. Im privaten Kontext zählen aber die messbaren Werte nicht immer im gleichen Umfang wie in Unternehmen. Deshalb gilt für mich auch hier, wenn sich eine Messbarkeit für Dein Ziel anbietet, nutzte diesen Faktor aber mach Dich nicht verrückt, wenn es das nicht gibt.
Attraktiv: Was zur Hölle soll das sein? Attraktiv ist so unglaublich vieles, nur bewegt es die wenigsten zu überhaupt irgendeiner Handlung. Es geht um Dein Leben und Deine persönlichen Ziele. Du musst an diesem Ziel unter Umständen Monate arbeiten, auf Freizeit verzichten und vielleicht sogar Geld investieren. Da ist “attraktiv” aus meiner Sicht viel zu wenig, um eine wirkliche Motivation zu erschaffen. Dein Ziel muss Dich emotional mitreißen, so richtig. Deshalb muss es ja mit Deinen Werten übereinstimmen, denn diese sind in der Regel auch sehr emotional. Definiere Dein Ziel so, dass es Dich richtig mitreißt und es Dir Schmerzen bereitet, nicht direkt anzufangen. Dafür muss es nicht besonders groß oder außergewöhnlich sein. Nur eben bedeutsam für DICH.
Realistisch: Über diesen Begriff habe ich schon einmal ein ausführliches Youtube Video gemacht, schau da gerne nochmal rein. Es ist einfach eine Illusion, dass irgendjemand die Realität einschätzen kann. Sonst hätte sich die Menschheit ja nicht ständig weiterentwickelt und Dinge erfunden, die vorher undenkbar waren. Aber so weit müssen wir ja gar nicht gehen. Deine Realität ändert sich täglich. Was Du heute schon geschafft hast, hättest Du vor 10 Jahren auch nicht für realistisch gehalten. Also lass uns diesen Punkt einfach streichen. Das einzige, was annähernd realistisch sein muss, ist Deine Planung für die Umsetzung in den nächsten Wochen. Also träume ruhig größer und achte darauf, dass Dich das Ziel emotional mitreißt, damit Du motiviert bleibst. Das ist viel hilfreicher als die Realität zu simulieren, die es nicht gibt.
Terminiert: Ich halte diesen Punkt bei der Zieldefinition im privaten für etwas überbewertet. Gerade im privaten haben viel mehr Störfaktoren als im beruflichen Kontext. Da sind Kinder die unberechenbar und zum ungünstigsten Zeitpunkt krank sind, lange Arbeitstage, was auch von Diener Zeit für Deine Ziele abgeht… Setz Dir eine Deadline, ja. Das ist auch für Deine Motivation wichtig. Aber wirklich wichtig ist, dass Du die Aufgaben der nächsten Wochen terminierst, um Dein Momentum beizubehalten.
Was mir viel wichtiger ist und oft vergessen wird bei der Zieldefinition
DEINE Ziele: Setze Dir nur Ziele, die Dir wichtig sind. Egal ob sie gesellschaftlich akzeptiert sind oder nicht. Wie oft wurde ich für meine Ziele belächelt. Das ist auch ok, denn es sind meine Ziele und nicht die der anderen. Aber gewöhnlich erreiche ich, was ich mir vornehme und überrasche damit doch die meisten immer wieder.
Formuliere Positiv: Immer wieder lese ich Ziele wie “Ich will aufhören zu rauchen” oder “Ich will nicht mehr zu allem Ja sagen”. Unser Gehirn kann dem Wort “nicht” keine Bedeutung geben. Es streicht dieses Wort einfach. Deshalb wird aus dem Ziel “Ich will nicht mehr zu allem Ja sagen” -> “Ich will zu allem Ja sagen”. Außerdem, wie willst Du Dich denn für etwas motivieren, dass Du nicht mal formuliert hast. Ein Ziel ist immer das Ende des Weges, niemals der Startpunkt, von dem Du weg willst. Besser wäre also “Ich kenne meinen Wert und behandle mich selbst wertschätzend, indem ich nur noch zu den Dingen Ja sage, die mir wichtig und wertvoll erscheinen”.
Ein Weg ist kein Ziel: Dieser Punkt klang im Vorherigen schon etwas an. Ein Ziel ist immer das Ende eines Weges, nicht der Startpunkt, von dem Du weg willst und auch nicht der Weg selbst. Genau deshalb funktioniert der Vorsatz “Ich will abnehmen” nämlich auch nicht. Denn Du willst NICHT abnehmen. Das ist anstrengend und mit Verzicht verbunden. Also alles was negative Emotionen provoziert. Du willst schlank sein, mit Deinen Kindern toben können, einen Berg besteigen oder fit für die nächste Radtour mit Freunden sein oder dich richtig sexy und attraktiv fühlen. Dann nimm das auch als Ziel 😉
Mach es kurz: Und noch ein anderer Punkt, der mir wichtig ist. Ich glaube nämlich, wir verschwenden zu viel Zeit auf die “richtige” Zieldefinition. Dein Leben ist nicht statisch. Damit ist der Anspruch an ein perfekt definiertes Ziel eher fragwürdig. Ziele ändern sich wie so vieles im Leben und Du solltest Dir den Raum lassen, bei der Zieldefinition auch flexibel zu bleiben. Wichtiger als eine perfekte Zieldefinition ist, dass Du das richtige Ziel zu Deinen Werten auswählst und anfängst an Deinen Zielen zu arbeiten.
Zeit für ein Beispiel aus der Praxis, dieses Mal etwas anders
Heute ist der 01.01.2025 und somit der Tag an dem wir versuchen, uns an die Ziele zu erinnern, die wir gestern in einer lustigen Runde kundgetan haben. Deshalb nehmen wir hier als Beispiel mal ein paar Klassiker an Vorsätzen und machen schöne Ziele daraus.
Gesünder leben: Ich möchte dieses Jahr mehr Energie haben, mich richtig wohlfühlen und gesund sein, damit ich mit meinen Kindern ausgeglichen den Nachmittag genießen kann, in der Arbeit einen guten Job mache und abends 30 bis 60 Minuten in meine Zukunft investieren kann.
Mehr Me-Time: Bis Ende Februar werde ich Routinen aufbauen, die mir mehr freie Zeit verschaffen, um mir regelmäßig eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen zu können. Damit ich einmal pro Woche richtig ausspannen kann und tägliche Inseln mit Zeit für mich habe, um meine anderen Ziele ausgeglichen und erfolgreich umzusetzen.
Beruflich weiterkommen: Für mein großes Ziel der Teamleitung werde ich dieses Jahr nutzen, um mich weiter zu qualifizieren und die nötige Ausbildung im Bereich Leadership zu absolvieren. Bis Ende Januar werde ich dafür ein passendes Angebot heraussuchen und mich anmelden. Bis zum Ende des Jahres werde ich den Kurs abschließen und mir im Alltag regelmäßig Zeit zur Reflexion und Entwicklung meines Führungsstils nehmen. So kann ich mein Team schon jetzt bereichern und mich für die Teamleitung empfehlen.
Ein Impuls für Dich
Nimm Dir heute einmal Zeit, Deine wichtigsten Ziele genau zu definieren und die nötigen Aktivitäten für die nächsten 4 Wochen zu Deinem wichtigsten Ziel aufzuschreiben und in Deinen Kalender zu planen.
Fazit:
Wir überschätzen oft die Wichtigkeit der perfekten Zieldefinition auf der rationalen Ebene. Dabei sind wir alle Menschen und was uns wirklich leitet, sind unsere Emotionen. Deshalb formuliere positive und emotional bedeutsame Ziele, die auch wirklich Ziele sind, keine Startpunkte oder der Weg selbst. Aber vor allem: fang an, an Deinen Zielen zu arbeiten.
Was ist Dein wichtigstes Ziel und was sind Deine nächsten Schritte, um es zu erreichen?