Warum Willenskraft allein nicht reicht
Du kennst das sicher: Am Anfang eines neuen Projekts bist Du voller Tatendrang und Motivation. Doch im Laufe der Zeit lässt die anfängliche Euphorie nach und Du findest Dich wieder in alten Mustern gefangen. Das liegt daran, dass Willenskraft eine begrenzte Ressource ist. Sie kann erschöpfen und ist oft nicht verlässlich genug, um Dich langfristig zu Deinen Zielen zu führen.
Die Macht der Systeme
Systeme hingegen sind automatisierte Abläufe von Gewohnheiten, die Dir helfen, konsequent zu handeln, ohne ständig auf Deine Willenskraft zurückgreifen zu müssen. Stell Dir vor, Du möchtest jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen. Anstatt Dich jeden Tag dazu zu zwingen, kannst Du ein System einrichten: Gehe abends früh ins Bett, lege Deine Kleidung am Abend bereit und stelle den Wecker weit weg vom Bett. Dieses System macht es Dir viel leichter, morgens aufzustehen, weil Du weniger Entscheidungen treffen musst.
Warum Systeme besser funktionieren als Willenskraft
Du weißt sicher, dass allein einzelne Gewohnheiten und Routinen schon diverse Vorteile haben. Diese sind innerhalb eines Systems noch stärker. Dein System aufzubauen lohnt sich, weil:
- Automatisierung: Systeme machen Handlungen zur Gewohnheit, sodass Du weniger Energie aufwenden musst.
- Nachhaltigkeit: Systeme sind langfristig angelegt und helfen Dir, Deine Ziele konsequent zu verfolgen.
- Flexibilität: Systeme können an Deine individuellen Bedürfnisse angepasst werden.
- Stressreduktion: Indem Du Dich auf bewährte Abläufe verlässt, reduzierst Du Stress.
Wie Du Dein eigenes System erstellst
Die Vorteile eines Systems müssen nun auch tatsächlich erreicht werden, indem Du ein System aufbaust. Nimm Dir dafür Zeit. Dein System musst Du nicht sofort zu 100 % fertig machen. Du hast Zeit, Dein System immer wieder anzupassen. Gehe dabei wie folgt vor:
- Ziel definieren: Was möchtest Du erreichen?
- Kleinschritte: Zerlege Dein Ziel in kleinere, überschaubare Schritte.
- Analyse: Welche Deiner Gewohnheiten zahlen bereits auf Dein Ziel ein?
- Routine einbauen: Integriere die neuen Gewohnheiten in Deine tägliche Routine.
- Umgebung gestalten: Gestalte Deine Umgebung so, dass sie Dich unterstützt.
- Kontrolle und Anpassung: Überprüfe regelmäßig, ob Dein System funktioniert und passe es bei Bedarf an.
Zeit für ein Beispiel aus der Praxis von Anna (Anonymisiert – “Anna” steht für verschiedene Klientinnen und Klienten die ich bereits im Coaching begleitet und unterstützt habe)
Annas Wunsch: Anna hat mit ihrem Vollzeitjob und ihrer Stiftung plus dem üblichen Familienwahnsinn, drei sehr unterschiedliche Lebensbereiche. Irgendwo dazwischen versucht sie noch etwas Zeit für sich und ihren Ausgleich zu investieren. In sich laufen die Bereiche auch ganz gut. Allerdings tut sich Anna schwer, von einem Bereich in den anderen zu wechseln. Gerade an Tagen, an denen sie mehrmals zwischen Bereichen wechseln muss, verliert sie sehr viel Zeit für ihre Anpassung.
Vorgehen im Coaching: Anna wurde auf diese Herausforderung aufmerksam, als sie das Zeitprotokoll führte. Da wurde ihr bewusst, dass einige Aufgaben viel länger dauern, wenn sie als erste Aufgabe nach dem Wechsel des Bereiches erledigt werden sollen. Wir analysierten dieses Phänomen genauer. Immer wenn Anna mit dem Auto den Ort wechseln musste, war die Zeit, die sie benötigte, um sich im neuen Bereich einzupendeln deutlich kürzer. Somit versuchten wir zunächst eine Pause zwischen den Bereichen einzuziehen, in denen Anna gedanklich den einen Bereich verlassen konnte und einmal Abstand zu allem gewann, um sich dann voll auf den neuen Bereich einlassen zu können.
Wann immer der Wechsel des Bereiches auch damit verbunden war, den Ort zu wechseln, parkte Anna nun weiter entfernt und unternahm vor dem Aussteigen eine kurze Atemmeditation. Das klappte sehr gut und sie bekam den Wechsel besser hin. Aber immer wenn kein Ortswechsel nötig war, sondern sie am PC nur von einem Bereich in den anderen wechselte, war es weiterhin sehr schwer. Wir brauchten einen Anker, wo wir ihre Gewohnheiten unterbrechen konnten, um die neue zu beginnen.
Anna verwendete für ihr Notizen unterschiedliche Mappen für jeden Bereich. Diese öffnete sie in der Regel, immer wenn sie den Bereich wechselte. Nun beklebte sie die Mappen mit Bildern einer meditativen Szenerie. Zusätzlich band sie um jede Mappe eine Kordel, um sich den Zugang zu erschweren. Damit hatte sie ihre Erinnerung, dass sie kurz innehalten sollte und absolvierte eine kurze Atemübung.
Ergebnis: Nach etwa 3 Wochen hatte sich die Meditative Pause etabliert und Anna konnte die benötigte Zeit für die erste Aufgabe nach einem Bereichswechsel deutlich reduzieren. Die Pausen hatte sie locker wieder drin und stellte nach einiger Zeit fest, dass sie durch die Pausen auch insgesamt entspannter war und mehr Energie hatte. Sie etablierte nun weitere Pausen strategisch in ihrem Tag um ihr System weiter zu verbessern.
Ein Impuls für Dich
Gerade der Aufbau von Systemen ist ein ständig fortlaufender Prozess. Nimm Dir Zeit dafür und habe stehts ein Auge auf Dein System. Deine Ziele werden sich ständig ändern und es werden sich auch immer wieder Gewohnheiten einschleichen. Perfektionismus ist hier fehl am Platz. Ein kritischer Blick ist wichtig und richtig. Passe an, was möglich ist. Aber gib Dir selbst auch Zeit. Manchmal sind Gewohnheiten nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
Fazit
Willenskraft ist wichtig, aber sie reicht allein nicht aus, um langfristige Veränderungen zu erreichen. Systeme bieten eine zuverlässige Grundlage, um Deine Ziele zu verfolgen und auch zu erreichen. Indem Du automatisierte Abläufe in Deinen Alltag integrierst, kannst Du Deine Produktivität steigern und Dein Leben nachhaltig verbessern.
Hast Du Dein System schon einmal bewusst analysiert und angepasst? Schreib es gerne in die Kommentare.